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Sexualität als Teil der Persönlichkeit

Sexualtherapie ist weit mehr als das Wiederherstellen einer sexuellen Funktionsfähigkeit. So vielfältig wie wir Menschen sind, so verschieden sind auch die Probleme mit denen Menschen eine Sexualtherapie antreten.

Was jedoch oftmals Ausschlag für einen Therapiewunsch gibt, ist der enorme Leidensdruck, den die Betroffenen verspüren.

Genau das ist die zentralste Aufgabe der Sexualtherapie: die Verminderung des Leidens der Hilfesuchenden.

Auch in unserer modernen, aufgeklärten Zeit fällt es vielen Menschen schwer, über diesen intimen Bereich des Lebens frei zu sprechen. Daher warten viele Betroffene sehr lange, bis sie sich zu einer Therapie entschließen.

In der heutigen Praxis der Sexualtherapie treffen wir auf Probleme aus den unterschiedlichsten Bereichen:

  • Fragen der Geschlechtsorientierung
    Umgang mit Pornografie
    Sexuelle Fantasien und Praktiken
    Eifersucht / Untreue
    Sexuelle Lustlosigkeit / Sexsucht
    Sexuelle Traumatisierungen
    Vorzeitiger Samenerguss
    Frigidität/Vaginismus
    Ängste/Ekelgefühl oder sexuelle Zwangsgedanken

Dabei haben viele der Symptome ihren Ursprung in einem anderen Bereich und werden "nur" im Bereich der Sexualität sichtbar.

Dies gilt es diagnostisch genau abzuklären!

Daher beginnt auch meine Sexualtherapie mit einer sorgfältigen Abklärung der Entstehung der sexuellen Symptomatik. Wenn die Diagnose feststeht, kann über die bestwirksame Therapie gesprochen werden. Dazu stehen Verfahren aus den verschiedensten Therapieschulen zur Verfügung, die allesamt in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich belegt sind.

Manchmal hilft Sexualtherapie genau das herauszufinden und wenn das Ziel gefunden ist, den Weg dorthin zu ebnen.

Dabei gilt: Sie entscheiden, wo es hin gehen soll!

Sexualtherapie hat nicht zum Ziel Praktiken zu vermitteln, die zu noch mehr oder noch intensiveren sexuellen Begegnungen verhelfen.

Sexualtherapie ist die Arbeit mit den Ängsten, Wünschen, Bedenken, Annahmen, Zwängen, Erfahrungen und Enttäuschungen von Menschen. Das können Sie als Paar sein oder einzeln.

Keine Lust auf Sex.
Die weibliche Unlust in der Sexualtherapie

„Mein Mann hat immer diesen Blick, wenn er Sex will. Ich merke sofort, was los ist. Es liegt eine Spannung in der Luft… die ist greifbar. Ich merke dann, wie ich angespannt werde. Ich gehe in eine Abwehrhaltung und passe auf, dass er mir nicht zu nahekommt. In Gedanken gehe ich jede mögliche Ausrede durch. Ich habe keine Lust auf seine Lust und es geht mir auf die Nerven, dass ich mich immer weigern muss.“

So, oder ähnlich klingen die Berichte vieler Frauen, die in meine Praxis kommen und sich mit ihrer sexuellen Lust oder besser ihrer Unlust auf Sex beschäftigen möchten.

„Bei der weiblichen Lust geht es nicht um die Lust, es geht um das Nicht-Funktionieren.“

Bei dem Thema der weiblichen Lust geht es dabei eigentlich nicht um die Lust, also um das, was Frauen sexuell erregt, was ihnen im Bett Spaß macht oder die Frage, was ihnen Lust bereiten könnte.

An erster Stelle geht es um das Nicht-Funktionieren, das Verschwinden der sexuellen Lust. Viele Frauen, die zu mir kommen, interessiert nicht, was ihnen Lust macht, sondern wie oft sie Lust haben sollten, wie oft es normal ist Sex zu haben.

Auf meine Frage, ob sie denn gerne mehr Sex hätten, höre ich nicht selten die Erwiderung, dass es den Frauen nicht darum gehe, mehr Sex haben zu wollen, sondern die Betroffenen möchten gerne „normal“ sein.

„Die Diskrepanz zwischen den Paaren führt zu Unzufriedenheiten.“

Typisch für den Verlauf einer Beziehung scheint es zu sein, dass nach einer anfänglichen ausgefüllten Sexualität mit dem Fortdauern der Beziehung ein Nachlassen der sexuellen Aktivität einhergeht. Dabei ist es oft so, dass der männliche Partner mehr und die Frau weniger Sex will. Diese Diskrepanz führt zu Unzufriedenheiten, wobei die Unlust eher als das „Problem“ und die Lust als „Normalität“ betrachtet wird.


Der „Verlust“ des sexuellen Appetits wird dabei von den Frauen als weniger leidvoll erlebt. Es scheint, als würden die Frauen selbst ihre Lust gar nicht vermissen. Sie leiden vielmehr unter der Vorstellung, dass sie ihrer Partnerschaft schaden könnten. Oder sie leiden unter dem Druck, dem sie sich durch die sexuelle Lust ihrer Partner ausgesetzt fühlen. Viele Frauen reagieren auch abwertend auf die Bitte ihrer Partner nach sexuellen Begegnungen.

Es sieht so aus, als würde die weibliche Lust ausschließlich an der Häufigkeit der stattgefundenen sexuellen Aktivitäten gemessen werden.

Warum reicht es aus, wenn Frauen ausschließlich „JA“ sagen? Sollten sie nicht vielmehr sagen können „Es macht Spaß“?

Weibliche Unlust ist vielleicht die direkte Reaktion auf dieses Dilemma und die Unwissenheit darüber, was weibliche Lust eigentlich ausmacht. In den letzten Jahrzehnten konnten viele SexualforscherInnen neue beeindruckende Ergebnisse zur menschlichen Sexualität und Lust gewinnen.

Dabei rückte auch die weibliche Sexualität vermehrt in das Interesse der Beobachtungen und es wurden spannende Hypothesen und Modelle entwickelt.

Evolutionspsychologische Untersuchungen konnten zum Beispiel zeigen, dass das weibliche sexuelle Verlangen eng mit dem Menstruationszyklus verbunden ist und in Abhängigkeit zur Zyklusphase Unterschiede im sexuellen Erleben einer Frau festgestellt werden können. Auch kann sich in Abhängigkeit zum Menstruationszyklus die Ansprechbarkeit auf sexuelle Reize verändern.

Rosemary Basson stellte fest, dass Frauen bei der Entscheidung sexuell aktiv zu werden noch anderen Motiven folgen als nur dem der sexuellen Lust. Vielmehr lassen sich Frauen oftmals auf sexuelle Aktivität ein, ohne selbst eine sexuelle Lust zu verspüren. Als Motive können der Wunsch nach Zärtlichkeit oder die Sicherung der Bindung zum Partner genannt werden, aber auch der Wunsch nach Liebe oder Intimität. Aus einem „neutralen“ Zustand kann durch Aufnahme der sexuellen Stimulation die Lust auf Sex erzeugt werden.

Nach Marta Meana spiegelt die Sexualität in erster Linie die Einstellung zum eigenen Körper. Das weibliche Verlangen kann dabei auf einer Skala von schwach bis stark eingeordnet werden. Nach Meana entscheidet dabei im Wesentlichen die Selbstwahrnehmung des eigenen Körpers als attraktiv oder unattraktiv über die sexuelle Lust einer Frau.

Starke negative Körperselbstbilder führen somit eher zu einer Vermeidung sexueller Aktivitäten und strahlen auch auf mögliche Sexualpartner aus. Je mehr eine Frau an ihre eigene Unwiderstehlichkeit glaubt, umso mehr vertraut sie auch dem Begehren ihres Partners.

Fazit

Die weibliche Lust ist vielschichtig! Es gibt nicht die weibliche Lust, die einem klarem Schema folgt. Frauen können ihre Sexualität spontan oder responsiv leben. Sie können dabei die unterschiedlichsten Motive ausleben und glücklich oder unglücklich sein.

Der Blick auf den eigenen Körper spielt eine große Rolle bei dem Erleben von Sexualität. Die Entdeckung des eigenen Körpers, das Wissen um die lustvollen Reaktionen können entscheidend zu einer erfüllten Sexualität beitragen.

Dabei gibt es verschiedenste Wege Verantwortung für ihr Wohlbefinden zu übernehmen.

Es kann sein, dass die Person ohne sexuelle Lust sehr gut mit diesem Umstand leben kann, aber eben nicht mit der Empfindung, dass es so nicht richtig ist.

Die sexuelle Unlust kann aber auch als störend empfunden werden. Die Wiederentdeckung von Lust kann ein zentraler Wunsch sein.

Jede*r kann für sich über die eigene Definition von Wohlbehagen entscheiden. Ich kann Ihnen dabei helfen den für Sie richtigen Weg zu finden und diesen lebbar zu gestalten.

Damit Sexualität eine Entscheidung wird und kein Dilemma!